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Ich komme aus einer Familie, in der nichts weggeworfen wurde.
Blusen und Kleider, in welche die Damen des Hauses nicht mehr hineinpassten. Noch schlimmer: alte Mäntel, deren ursprünglicher Besitzer schon lange tot war. Und einiges davon landete an mir! Ich meine, womit kleidete man eine 10-11 Jährige Ende der 1960er Jahre auf dem Gymnasium ein? Richtig! Der alte Mantel vom 1945 verstorbenen Großvater. Wie groß oder besser klein war dieser Mann eigentlich? Halbschuhe von einer sehr lebendigen Großmutter, deren Füße aber seit den 50er Jahren das Schuhwerk nicht mehr mochten. Nicht, dass wir arm wie die Kirchenmäuse gewesen wären, aber die Klamotten waren da. Zum Wegwerfen zu schade! Gute Stoffe, gutes Leder – also an das Mädchen damit. Sollte ja schließlich gut und passend gekleidet sein. Hilfe!
Oma sagte immer: „Ich muss räumen“. Ein Alarmsignal für die Familie, denn dann wurde es ungemütlich. Oma hatte viel Krusch und dieser war in ihren Schränken und in einer Kommode in meinem Zimmer verteilt. Schubladen und Schrankfächer wurden durchwühlt, ausgeräumt, der Inhalt für noch gut befunden, zu schade zum entsorgen und wieder eingeräumt. Vollständig, nur anders angeordnet. Natürlich wurde in Folge nichts mehr gefunden!
Eines Tages wünschte meine Mutter sich im Vorratsraum ein Regal. Hier standen ein Kühlschrank und eine Holzsteige für Kartoffeln. In den 60er Jahren wurde noch eingekellert. Meine Mutter stellte sich Regale rundherum an den Wänden vor und in der Mitte des Raumes einen Tisch. Leicht zugänglich und übersichtlich. Mein Vater gab schließlich ein Schreinermeisterstück in Auftrag, das sich als schwer zugänglich und sehr unübersichtlich erwies. In die Mitte des Kellerraumes wurde ein riesiger Regalblock aufgebaut. Alles in den inneren Bereichen dieses ausgeklügelten Aufbewahrungssystems war auf immer verloren. Die äußeren Bereiche waren auf drei Seiten nur über einen schmalen Gang entlang der Kellerwände erreichbar. Natürlich wohnten an diesen Wänden Spinnen. Und natürlich wurde stets das Mitglied mit den ‚jüngsten Beinen‘ in den Keller geschickt, um Eingemachtes zum Abendessen zu holen. Ich hasse Spinnen!
Mein Vater hat über Jahrzente die Zeitschrift ‚Auto, Motor und Sport‘ gesammelt. Die Exemplare, die keinen Platz mehr in den Tiefen des Bucherschrankes fanden, wurden im Keller aufbewahrt. Ebenso meine Kinder- und Jugendbücher, die ich bei meinem Auszug nicht mitnahm. Eines Tages liefen die Kellerräume während heftiger Regenfälle voll Wasser – der Rest ist Geschichte!
All diese Erinnerungen und Erfahrungen hindern mich allerdings nicht daran, selbst eifrig zu jagen und zu sammeln. Um mit Captain Jack Sparrow zu sprechen: „Nimm, was Du kriegen kannst und gib nichts wieder zurück!“ Mein Motto! Schränke und Schubladen bestätigen das.
Weihnachts-, Geburtstags- und Ansichtskarten von Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen. Gebasteltes aus der Kindergartenzeit der Jungs. Ihre ersten Schulhefte. Gemalte und gezeichnete Bilder. Handschriftliche, an mich gerichtete Notizen: Kannst Du mich morgen früh etwas später wecken? Kannst Du uns morgen früh zur Schule fahren? Kann ich noch etwas Geld haben? Kannst Du mich heute Abend abholen? Kannst Du mich heute Mittag zu einem Freund fahren? Wie soll man sich denn davon trennen?
Die schönsten Kinderbücher hebe ich auf. Wie haben wir beim Vorlesen der Geschichten über Pettersson und Findus gelacht. Besonders ‚Ein Feuerwerk für den Fuchs‘ ist einfach herrlich.
Mein vollgestopfter Bücherschrank öffnet mir die Tore zu Mittelerde in deutscher und englischer Sprache. Da kommen ein paar Bände zusammen. Diana Gabaldon beansprucht mit ihrer Highland-Saga ‚Outlander‘ wohl den meisten Platz. Im November kommt die Fortsetzung auf den Markt – weitere tausend Seiten wollen untergebracht werden. Die Thriller von Preston & Child und von Dan Brown bleiben auch genau da, wo sie sind. Keine Seite davon gebe ich her. Ein komplettes Fach – oder etwas mehr? – ist gefüllt mit den Horror-Geschichten von Dean Koontz. Wunderbare Fantasy-, Abenteuer- und Horrorwelten, die immer wieder besucht werden können! Mit den Kriminalromanen, die sich inzwischen dank einer Freundin der Familie dazugesellt haben, verhält es sich etwas anders. Krimis kann man nur einmal lesen. Also habe ich versucht, diese Bücher weiterzuverschenken. Habe sie zum Teil im Büro ausgelegt, auf Flohmarkt-Apps angeboten und natürlich auch in Facebook-Gruppen. Offenbar möchte niemand mehr Bücher haben! Nicht mal geschenkt!
Gesammelte Jahrgänge von ‚Living at Home‘, DIY-Hefte, Bilder, Kalenderbücher aus vergangenen Jahren, Kochbücher, Stoff- und Wollreste, Kurzwaren, Ösen, Bleiband und Gardinenröllchen. Nichts werfe ich weg.
Nur – wenn man’s braucht, ist es nicht auffindbar.
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